Es war ein vielfältiger Abend (am 29. September) im Kursaal Bern – mit Spannung, Freude, Mut, rührenden Worten und… Humanismus. Und der Saint Michel schien Michel Rudin, Jazzmin Dian Moore, Natacha Nicy, Morena Diaz, Christoph Kunz, Lucas Fischer, Tülün Erdem, Damian Betschart, Yvonne Apyio und Andrew J. Baker bei der Ehrung von Preisträgerinnen und Preisträgern für ihre Verdienste um Diversität und Inklusion zu helfen.
Gewinnerinnen und Gewinner seien aber alle Nominierten, wie die Jury-Vorsitzende und Botschafterin der Niederlande in der Schweiz Anne Luwema anmerkte. Und die Preisträgerinnen und Preisträger sind:
- Ernst Ostertag und Röbi Rapp in der Kategorie Lifetime Award
- Touchdown 21 in der Kategorie International Award
- Pink Apple Filmfestival in der Kategorie LGBT*-Award
- IKEA Schweiz in der Kategorie Equality Award
- Anja Reichenbach & Jonas Staub in der Kategorie Public Award
- Familie Noemi & Thomas Nichele in der Kategorie Refugee Award
- Tabula Musica in der Kategorie Disability Award
- Robin Rehmann in der Kategorie: Entertainment Award
- Integrart in der Kategorie Art Award
- My Handycap in der Kategorie Education Award
- Sibel Arslan in der Kategorie Politics Award
- Würth International AG in der Kategorie Sport Award
Wir haben die Veranstaltung besucht, den Initianten, Laudatoren und Geehrten zugehört und einige wichtige Botschaften aufgeschrieben.
Michel Müller, Kirchenratspräsident, über Diversität und Kirche
Ich gebe zu, es hat mich etwas Mut gekostet, zum einen als Zürcher nach Bern und dann auch als Kirchenvertrerter an einen Diversity Award zu kommen. Wir wissen es: Leider ist die Kirche nicht sehr stark darin, Diversity zu fördern, obwohl ja dieser Baum uns etwa erinnern würde an den Baum im Paradies… Ich kann hier nur sein, um mein Bedauern und mein Entsetzen darüber auszudrücken, dass Kirchenvertreter Menschen verletzt haben, weil sie eben so sind, wie sie sind… Ich bin auch hier, um zu zeigen, dass Kirchenleute divers sind und verschiedene Meinungen haben. Gerade die reformierte Kirche hat eine Geschichte der Diversität. Und gerade diese Geschichte beginnt mit einem Zürcher, der vor 500 Jahren hier zu Gast war – mit Ulrich Zwingli. Zwingli hat die Reformation eingeläutet, auch weil er als katholischer Priester damals heiraten wollte. Und geheiratet hat er eine Kriegswitwe mit drei Kindern, mit der sie weitere vier Kinder bekamen. Am Anfang der Reformation steht also eine Patchwork-Komödie… Erst 1918 wurden die ersten Frauen zum Pfarrdienst ordiniert. Und dann hat uns das das Bundesgericht noch verboten. Und es dauerte dann bis 1999, bis die Reformierte Kirche die homosexuelle Liebe als gleichwertige Form der Liebe anerkannt und für jede Form der Diskriminierung sich entschuldigt hat.
Morena Diaz, Lehrerin, über Diversität in der Bildung
Als Lehrerin ist es mir besonders wichtig, weil ich weiss, wie fies die Kinder sein können, weil sie nur bestimmte Bilder im Kopf haben. Und das, weil wir – die ältere Generation – ihnen diese Bilder mitgeben – nicht nur die Schönheitsideale, sondern auch alles andere. Es geht dabei häufig um Mobbing. Gerade deshalb ist es ganz wichtig, im Bereich der Bildung zu vermitteln, dass wir alle unterschiedlich sind… Jeder ist einzigartig und jeder darf sich so fühlen.
Christoph Kunz, Profisportler, über Diversität im Sport
Sport verbindet: Behinderung, Herkunft, sexuelle Orientierung und vieles mehr sollen im Sport keine Rolle spielen. Im Sport geht es um Bewegung, Passion, Hingabe und um Ziele. Als Spitzensportler kann ich zeigen, dass auch mit Behinderung vieles möglich ist – viel mehr als wir uns vorstellen können.
Lucas Fischer, ehemaliger Profisportler und Sänger, über Tabus
Alles ist immer ein Tabu, wenn man nicht darüber spricht und sich versteckt. Ein Tabu wird von uns selber gemacht. Jeder hat das Recht so zu sein, wie er ist. Jeder ist richtig, wie er ist. Jeder hat das Recht den Menschen zu lieben, den er möchte. Hauptsache ist doch, dass die Liebe auf dieser Welt nicht verlorengeht. Wenn jeder Mensch nach 100% von seiner Persönlichkeit spricht, ohne sich verbiegen zu müssen und sich so fühlen kann, wie er ist, wird die Welt friedlicher und die Menschen – hilfsbereiter und glücklicher.
J. Andrew Baker über Diversität und Inklusion
Vielfalt ist das Herz einer Gesellschaft. Es ist unser Selbstausdruck, der Teil der ganzen Gemeinschaft wird… Es ist das, was dafür sorgt, dass wir als Individuen respektiert, gefeiert, geliebt und geehrt werden.
I.E. Anne Luwema, Botschafterin des Königreichs der Niederlande, über Talente
…Letztlich geht es darum, die Unterschiede unter uns zu lassen, um die Talente jedes Einzelnen zu erkennen und optimal zu benützen. Wenn uns das gelingt, gewinnen wir alle.
Sibel Arslan, Nationalrätin, über Normalität
Ich finde es toll, dass wir endlich mal sehen, dass Diversität eben Normalität sein soll. Und wenn sie Normalität wird, haben wir unser Ziel erreicht… Für mich persönlich als jemand mit Migrationshintergrund, als Flüchtlingskind, das mit 11 Jahren in die Schweiz gekommen ist, ist es sehr bedeutsam.
Tülun Erdem, Vize Miss Handicap 2011, über Brücken
Wir müssen Brücken bauen – zwischen zwei Welten der behinderten und nicht behinderten Menschen. Die Integration von Menschen mit Handicap geht alle an. Jeder kann von einer Behinderung betroffen sein.
Damian Betschart, Moderator, über Rechte und Chancen
In einem privilegierten Land wie der Schweiz sollten alle die gleichen Rechte und Chancen haben. Egal ob in der Arbeitswelt, im Privatleben, in der Politik, beim Sport und im Alltag. Es sollten keine Unterschiede gemacht werden nur aufgrund äusserlicher Merkmale – im Herzen sind alle gleich.
Robin Rehmann, Moderator und Preisträger (Entertainment Award), über coole Leute
Ich habe einen guten Freund, der mir heute viel Glück gewünscht hat. Früher war er ganz gesund, bis ihm ein Unglück passiert ist. Er ist heute leider schwer beeinträchtigt. Er sagte einmal zu mir, dass es schwierig ist, einen Partner zu finden. Dann habe ich ihm gesagt, dass ich auch auf Tinder bin… Für uns ist es aber wichtig zu wissen, dass man als Person willkommen ist… Ihr seid die coolen, die man kennenlernen will, die anders sind als die anderen. Und das ist geil.
Yvonne Apiyo, Gemeinderätin in Schlieren und Präsidentin der SP MigrantInnen Zürich, über Migrationshintergrund
Die Tatsache, dass die aktuelle Miss Universe aus Südafrika stammt und der aktuelle Fussball-Weltmeister eine Gruppe französischer Männer mit Migrationshintergrund ist, spiegelt den Kern der Vielfalt wider… Vielfalt ist etwas, das wir zelebrieren sollten.
Michel Rudin, Präsident Swiss Diversity Award, über Gleichberechtigung
Wir haben vier Millionen Frauen in der Schweiz. Und wenn die Debatte darum geht, wie wir die Verwaltungsräte und das Nationale Parlament 2019 bestellen können sowie die Schweiz vorwärtsbringen, wird über Qualität gesprochen. Ich wähle die Person, die Qualität hat. Aber Sie wollen mir doch nicht sagen – und das ist absurd – dass bei vier Millionen Frauen in der Schweiz die Qualität nicht gegeben sein soll.
Jazzmin Dian Moore, CEO Swiss Diversity Award, über Diversität
Diversität und Inklusion sind für mich wie ein wunderschöner Baum. Ein Baum erblüht nur in seiner vollen Pracht, wenn dieser mit Sonne, Wasser, Luft und verschiedenen Mineralien genährt wird. Und so ist es auch in unserer Gesellschaft. Unsere Gesellschaft lebt und blüht nur, wenn wir Diversität und Inklusion fordern und fördern.
Der Swiss Diversity Award ist ein Verein, der von Jazzmin Dian Moore und Michel Rudin mit dem Ziel gegründet wurde, Diversität und Inklusion in allen ihren Prägungen in der Schweiz zu fördern.
Bild: © Barbara Héritier